24.03.2006 23:19:54
FAU-Assistent Anton Vilsmeier fand
Aldehydsynthese
Wohl jeder Synthesechemiker kennt die Vilsmeier-Reaktion, jene Aldehyd-Synthese, bei der aromatische Verbindungen mit N,N-disubstituierten Formamiden und Phosphoroxidchlorid zu den entsprechenden Aldehyden umgesetzt werden. Von anderen Forschern wurde diese Reaktion auf Heterocyclen und aktivierte Olefinverbindungen (z.B. Styren) ausgeweitet und erkannt, daß anstelle von Phosphoroxidchlorid auch Phosgen oder Thionylchlorid verwendet werden können. So wurde die Vilsmeiersche Aldehydsynthese zu einer eleganten Methode mit großer Anwendungsbreite, die es ermöglicht, die Aldehydgruppe in einfachster Weise in Arene einzuführen. Die generelle Anwendbarkeit der Vilsmeier- Formylierung wurde nicht nur in den Laboratorien erkannt, sondern auch zur technischen Durchführung gebracht. Doch wer sich nun für die Vilsmeier- Biografie interessiert, wird selbst in umfassenden Nachschlagewerken vergeblich blättern. Dr. Winfried R. Pötsch, Autor des „Lexikon bedeutender Chemiker“, konnte diese Lücke nun schließen: Anton Vilsmeier wurde am 12. Juni 1894 als Sohn des Mühlenbesitzers Wolfgang Vilsmeier und dessen Ehefrau Philomena in Burgweinting/Oberpfalz (heute Stadtteil von Regensburg) geboren. Nach der Volksschule besuchte er das „Alte Gymnasium“ in Regensburg, das er 1914 mit der Reifeprüfung abschloß. Im I. Weltkrieg diente er im 11. Bayerischen Infanterie-Regiment. Während der Somme- Schlacht geriet er in englische Gefangenschaft, aus der er im November 1919 zurückkehrte. 1920 nahm er das Studium der Chemie an der Universität München auf. 1922 wechselte er zur Universität Erlangen, wo er das Erste und das Zweite Verbandsexamen ablegte und am 30. Juli 1924 seine bei O. Fischer angefertigte Dissertation verteidigte (Note „sehr gut“). Danach wirkte er an seiner Alma Mater als Assistent. In seiner Dissertation hatte Vilsmeier einen 1894 von Friedel aus Methylacetanilid und Phosphoroxidchlorid erhaltenen roten Farbstoff auf seine Struktur hin untersucht und gefunden, daß dieser Farbstoff ein Chinolin- Derivat war. Zur Verifizierung des angenommenen Reaktionsmechanismus führte er weitere Umsetzungen mit Phosphoroxidchlorid durch. Dabei stieß er 1926 (publiziert 1927) auf die nach ihm benannte Aldehydsynthese. Am 1. September 1927 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik BASF in Ludwigshafen. Hier leistete er grundlegende Arbeiten zur Verfahrensentwicklung von Küpenfarbstoffen, wie z.B. des Indanthrenrots FBB, des Indanthrengoldoranges G und des Flavanthrons. Er entwickelte weitere neue Küpenfarbstoffe (Indanthrenmarron B, Indanthrenrotbraun G) und die technischen Verfahren für sie. Neben Arbeiten auf dem Gebiet der Metallkomplexfarbstoffe ist noch seine Verfahrens- Entwicklung für den Fluoreszenzfarbstoff Fluorol NR und dessen Überführung in die Produktion erwähnenswert. Neben seinen Farbstoff-Forschungen behielt er aber immer „seine“ Reaktion im Auge. 1951 zog er das Resümee des Weges, den die Vilsmeier-Reaktion seit ihrer Entdeckung genommen hatte. Diese Bilanz muß ihn sehr befriedigt haben! Am 30. August 1959 ging Anton Vilsmeier in Pension. Er starb am 12. Februar 1962 in Ludwigshafen/ Rhein. Dank seiner bahnbrechenden Entdeckung wird sein Name auch späteren Generationen vertraut bleiben.
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