(sus) 1827 in Kehl ein Mann zur Welt,
der von 1859 bis 1901 Direktor der Landwirtschaftlich-chemischen
Versuchsanstalt in Karlsruhe war. Das sieht nach einem
geruhsamen Beamtenleben aus. Doch der am 6. Juni 1827
geborene Julius Neßler konnte, als er 1905 in Durlach
starb, auf ein durch Forschergeist, Kreativität und
Aufbruchswillen geprägtes Leben zurückblicken.
Zunächst lernte er nach der Schule als Lehrling in
einer Apotheke, ließ sich anschließend in Karlsruhe zum
Mechaniker ausbilden, arbeitete dann einige Jahre in
unterschiedlichen Städten als Apothekergehilfe, um ab
1853 an der Universität Freiburg Chemie zu studieren.
Mit seiner Doktorarbeit über ein neues Reagens machte er
sich 1856 einen Namen. Er war Assistent der Chemiker Babo
und Bunsen und arbeitete anschließend einige Jahre in
der Chemischen Fabrik in Rüppurr. Doch dies genügte ihm
nicht, er strebte eine eigenständige Tätigkeit an und
plante ein landwirtschaftlich- chemisches Labor zu
errichten. Das kam den Bestrebungen Badens entgegen, wie
auch in anderen deutschen Ländern eine
landwirtschaftliche Versuchsanstalt zu errichten.
Ganz den Ideen von Justus von Liebig folgend, die
organische Chemie in der Agrikultur anzuwenden, bot Neßler
der großherzoglichen Zentralstelle für Landwirtschaft
in Karlsruhe an, gegen ein jährliches Entgelt von 1 500
Gulden Analysen und Untersuchungen durchzuführen und auf
Versammlungen von Landwirten Vorträge zu halten. Es ging
damals darum, die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen
Forschung in den Dienst der Landwirtschaft zu stellen.
1859 schloss Neßler mit der Zentralstelle einen Vertrag.
1870 übernahm ihn der Staat in seine Dienste, Neßler
erhielt den Professorentitel. Damit trug man auch seinen
umfangreichen wissenschaftlichen Forschungen Rechnung.
Bis zur Pensionierung am 1. Juli 1901 war die
Versuchsanstalt in seinem Wohnhaus in der Rüppurrer Straße
74 untergebracht, danach war sie zunächst in der
Augustenburg, um 1907 den Neubau am Augustenberg zu
beziehen. Seit 1950 ist nach Julius Neßler eine Straße
benannt, die in der Nähe der von ihm begründeten
Staatlichen landwirtschaftlichen Versuchs- und
Forschungsanstalt liegt. Foto: Stadtarchiv
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