Jacob
Volhard geboren: 4. Juni 1834 Darmstadt gestorben: 14. januar 1910 Halle Konfession: evangelisch Vater: Justizrat |
Volhard besuchte das Gymnasium in Darmstadt und studierte Chemie an den Universitäten Gießen und Heidelberg. 1855 promovierte er an der Universität Gießen zum Dr. phil. Von 1856 bis 1858 war er Assistent Justus von Liebigs in München. 1860/61 beschäftigte er sich am Royal College of Chemistry – bei August Wilhelm von Hofmann – in London mit der Chemie der Harnstoffe. Danach in Marburg tätig, synthetisierte hier 1862 eine der ersten organischen Verbindungen (Sarkosin). 1863 habilitiert, widmete sich Volhard vor allem der Agrikulturchemie. Von 1865 bis 1876 war er als Adjunkt am pflanzenphysiologischen Institut der königlich Bayerischen Akademie angestellt und leitete zugleich die landwirtschaftliche Versuchsstation in München. An der Universität München war er ab 1869 als außerordentlicher, besoldeter Professor für organische Chemie tätig, vertretungsweise leitete er nach Liebigs Tod das Instituts für Chemie. Ab 1878 gab er die von Liebig begründeten »Annalen der Chemie« heraus. 1879 erhielt er den Ruf auf ein Ordinariat an der Universität Erlangen, 1882 nahm er einen Ruf nach Halle an. Als Direktor des chemischen Instituts war er entsetzt von den »qualvollen« Arbeitsbedingungen und setzte einen Neubau und die entsprechend moderne Ausstattung des Instituts durch. 1897 amtierte er als Rektor der Universität. Volhard legte bedeutende Arbeiten zur anorganischen, organischen und analytischen Chemie vor. Unter anderem glückten ihm mehrere Synthesen Bromcarbonsäuren (1887), Thiophenverbindungen (1885–1892)), er entwickelte neue Methoden zur Bestimmung von Halogenen, Kupfer und Quecksilber und konstruierte zahlreiche Laborgeräte. Bekannt als »Der kleine Volhard« wurde seine »Anleitung zur qualitativen Analyse«. Im Alter von 75 Jahren bat er 1908 um die Entbindung von den Amtsgeschäften, da er »den raschen Fortschritten unserer Wissenschaft« nicht mehr so folgen könne, »wie es notwendig« sei. Außerdem strengten ihn die Vorlesungen körperlich »über das Maß« seiner Leistungsfähigkeit hinaus an. Mit einer monumentalen Liebig-Biographie setzte der Hochgeehrte (Roter Adler-Orden 2. Klasse, Kronenorden 2. Klasse, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Academy of Science New York, Vizepräsident der Leopoldina) 1909 seinem Lehrer ein Denkmal. Quellen: UAH PA 16506 J. Volhard; Lexikon der Naturwissenschaftler, S. 409; Gahl, S. 100; Remane und Schmoll, S. 11. |
||