Hans Theodor Bucherer (1869 - 1949)

Nach der Emeritierung von Schultz wird Hans Bucherer sein Nachfolger in der Chemischen Technologie.
Hans Theodor Bucherer studiert in München, Karlsruhe und Leipzig Chemie und promoviert dort im Jahr 1893 bei Wislicenus "Über einige Derivate des Keto-Hexens des Ketons der a-Pimelinsäure".
Nach einer Industrietätigkeit bei der BASF in Ludwigshafen wird er 1901 Privatdozent an der Technischen Hochschule Dresden, wo er Farbenchemie lehrt. Im Jahr 1913 wird Bucherer an die Technischen Hochschule Berlin und 1926 als Professor für Chemische Technologie hierher an die Technische Hochschule München berufen. Daneben ist er von 1908 bis 1911 bei der Firma Kalle & Co. AG in Biebrich als Laborvorstand und Prokurist tätig. Von 1913 bis 1916 ist er ordentliches Mitglied des Vorstands der Chemischen Fabrik auf Aktien in Berlin (Schering AG). Auch nach der, aus seiner Sicht viel zu früh aufgedrängten Emeritierung im Jahre 1934 setzt er seine wissenschaftlichen Arbeiten fort.
Bucherer interessiert sich vor allem für die Chemie aromatischer Diazoniumsalze und ihre Verwendung bei der Herstellung von Farbstoffen. So schreibt er mehrere Lehrbücher der Farbenchemie, bemüht sich besonders um die Übertragung von Laborergebnissen in die industrielle Anwendung und ist häufig als Gutachter bei Patentstreitigkeiten tätig.
Aus Bucherers Arbeiten sind vor allem drei Reaktionen bekannt geblieben:
Mit der Bucherer-Reaktion lassen sich Phenole in der Naphthalin-, Anthracen- und Phenanthrenreihe mittels Ammoniumhydrogensulfit in die entsprechenden Amine überführen. Bei geeigneter Wahl der Bedingungen läßt sich die Reaktion auch in der entgegengesetzten Richtung führen.

Bucherer erkennt die Reversibilität dieser bereits früher von Lepetit beschriebenen Reaktion und macht sie für die Farbstoffchemie nutzbar. Die Reaktion hat in der industriellen Farbstoffchemie Bedeutung für die Synthese von Diazonium- und Kupplungskomponenten, womit die Vielfalt der zugänglichen Farbstoffe stark erweitert wird.
In einer verwandten Reaktion lassen sich durch Erhitzen von Arylhydrazin und Natriumhydrogensulfit mit Naphtholen oder Naphthylaminen Carbazolderivate darstellen.

Die Bucherer-Bergs-Reaktion (BB-4CC) ist eine Vier-Komponenten-Reaktion von Carbonylverbindungen mit Cyaniden und Ammoniumcarbonat zu Hydantoinen. Diese kristallisieren gemeinhin sehr gut und lassen sich durch heiße Mineralsäure zu Aminosäuren hydrolysieren.

Diese Reaktion bildet damit die Grundlage einer wichtigen industriellen Synthese von (razemischen) Aminosäuren.

© Copyright 2000, Dr. Eric Fontain, TUM